© Christoph Mangler

THE WAKE WOODS - TRESLECTRICA

Geschüttelt, nicht gerührt

Wie klingt eine Platte, wenn die Band alles Bisherige noch einmal durch den Mixer jagt, sich dazu mit einem italienischen Produzenten in einem der angesagtesten RockRock’nn’Roll Studios Berlins einschließt und nach jedem fertigen Song handgemachten Eierlikör kippt?
Long story short: Wild!

Locker aus dem Handgelenk schütteln die Berliner einen Bretterknaller mit besten Zutaten aus stampfendem Heavy Blues, Indie und Alternative Rock. Das Ganze schön frisch und ansprechend zubereitet garniert mit einem ordentlichen Schuss Entschlossenheit Zudem setzt Produzent Fabio Buemi die Songs auf „ gekonnt in Szene und versteht extrem gut wann geschüttelt oder gerührt wird Buemi, der bereits mit Billie Eilish und J. Mascis (Dinosaur Jr.) aufgenommen hat, bringt dabei vor allem auch ein Faible für Berliner Punk und Indie Bands wie The Flavians oder die Berlin Blackouts mit in die Runde. Wird das Ganze obendrein noch im Studio Wong kredenzt, eine der besten Rockschmieden der Stadt (u. Beatsteaks, Gods Of Blitz, Jingo de Lunch, Peach es), kann am Ende nur ein echter Geschmackskracher herauskommen.

Und in der Tat entpuppt sich „Treselectrica nicht erst im Abgang als extrem vielschichtig und facettenreich. Angetrieben von jeder Menge Fuzz Gitarre stampft, rockt und schiebt das Trio von Beginn an ungestüm und rotzig eine Soundwand vor sich her, die sich zerlegt, immer wieder neu zusammenfügt und dem einstigen Quartett ein wahrlich dickes Fundament liefert. Drei. Elektrisch. Aber sowas von.

Donnert der Opener Take The Money And Run noch in Hellacopters artiger Chuck Berry Manier, steppt der Hipshaker Electric Boogie sexy übers Parkett und erinnert dabei durchaus an die britischen Muse. Mit der ersten Singleauskopplung Paycheck zeigen sich The Wake Woods dagegen überraschend angriffslustig. Mr. Wizard lässt dann sogar die Drinks in den hinteren Reihen vor Bewegungsdrang überschwappen, während sich der aufwirbelnde Staub förmlich schmecken lässt. Fans von Band Of Skulls, The Dead Weather oder den Rival Sons aufgepasst Zappelgarantie

Neben rauflustiger Rockattitüde stellt das Trio infernale auf dem dritten Langspieler abermals sein Können in Sachen Songwriting unter Beweis. Tracks wie All Of My Life oder Sweet SilenceSilence“ gehen unter die Haut, während sich Another Way To Rule The World mit seinen Bläsersätzen zu dramatischer Größe aufschwingt und ganz locker dem nächsten Bond Soundtrack Pate stehen könnte. Hole In The Sun und Welcome To The Sanatorium runden „Treselectrica Treselectrica“ mit einem Schuss Psychodelia ab.
Cheers!

Abseits der guten Händchen an den Reglern sorgen auf „Treselectrica u.a. die schwedische Blues Rockröhre Lisa Lystam (Sienna Root, Heavy Feather) sowie auch Kelly OO’Donohue (u. Tash Sultana, Vance Joy, Ina Forsman) aus Melbourne an der Trompete für zusätzliche Abwechslung.

Gitarrist und Multiinstrumentalist Helge Siara sagt: Ich hatte schon lange die Vision auch Synthesizerund Bläser in die Songs zu integrieren, einfach um uns von alten Fahrwassern zu lösen. Fabio war sofort on fire. Er hat als Produzent ohnehin einen großen Anteil daran, wie die Songs jetzt klingen.klingen.“
Mit „Treselectrica legen The Wake Woods ein hochprozentiges Album vor, das den Sound der Band aufein neues Level hebt und sowohl textlich als auch musikalisch mit wesentlich mehr Tiefgang aufwartet als seine Vorgänger Der rotzige Mix aus Alternative Rock und stompigem Garage Blues drückt einen schier gegen die Wand, es züngelt und zischt überall, während die äußerst geschmackvoll umgesetzten Mid Tempo Songs dem Ganzen eine komplexe und spannende Note verleihen. Kontrastreich wie ein gut
gemachter Whiskey Sour. Natürlich geschüttelt, statt gerührt.

The Wake Woods sind:

  • Ingo Siara – Lead-Gesang, Bass (rechts)
  • Helge Siara – Gitarre, Background-Gesang (mitte)
  • Sebastian Kuhlmey – Schlagzeug, Perkussion, Background-Gesang (links)

www.thewakewoods.de