"Andi Valandi? Der Straßenjunge im Ruhestand und seine Band aus dem Tal der Ahnungslosen machen Musik, als würden sie wirklich glauben, dass diese Welt noch zu retten sei. So derb ihr Blues auch ist, so hoffnungsvoll sind die Texte – manchmal. Auf Regeln und Konventionen pfeifen sie - ihre eigenen Songs. Aber wenn die Band es schafft, im Publikum auch nur eine Handvoll verlorener Seelen in Wallung zu bringen, dann ist das ja schonmal mehr als nüscht. Vielleicht will Andi Valandi ja auch gar nicht die Welt retten, sondern nur den dreckschen Blues spielen."

Andi Valandi aus Dresden arbeitete zunächst als Techniker am Theater, bevor er 2013 den Schraubenschlüssel in die Ecke schmiss und Job und Wohnung hinter sich ließ. Er schnappte sich seine Gitarre und begann seinen dreckschen Blues in die Welt zu tragen. Als Vagabund zog er durch die Straßen und wenn er nachts, wenn es kalt und dunkel war, in eine der vielen Eckkneipen ging, wurde er zum Rock'n'Roll-Mann und sang vom Hunger, von der Liebe und von der See und vom Leben auf der Straße.

Er ist erwachsen geworden, unser Straßenjunge, schreibt die Presse nun. Und das liest Andi Valandi so gar nicht gerne. Auch wenn er mittlerweile meist in weichen Betten übernachtet statt unterm Balkon und mit seiner Band auf hellen Bühnen spielt statt draußen im Schummerlicht vor dem Laden an der Ecke, so liegt sein Herz doch noch immer im Staub auf dem harten Kopfsteinpflaster der Straße. Und dort gehört es auch hin, sonst könnte er den dreckschen Blues in die Tonne kloppen und sich direktamente bei DSDS einschreiben und den Traum, mit Musik wirklich etwas zu bewegen im champusgetränkten Whirlpool ersäufen.

Stattdessen singt er, gestützt von den Punk- und Bluesriffs seiner Band weiter fröhlich vor sich hin ... von Freiheit, Utopien, und dem zärtlichen Genuss von Sternburgbier in der königlichen Oper. Ja, ok, ok, er genießt das dichte Dach über dem Kopf und JA, er holt nachmittags die Kinder aus der Kita. So what? Dafür kann er heimlich mit der Eisenbahn der Kleinen spielen und auch bei Regen im Kerzenschein am offenen Fenster sitzen, von Piraten träumen und den Rotwein im Glas in Luft verwandeln – den Blick neugierig unten auf das Straßenpflaster gerichtet.

Ja – groß ist er vielleicht geworden, unser Straßenjunge – aber erwachsen?

Mit ihrem aktuellen Album „Arbeitslose Pornokatzen und ein kleines bisschen Wein“ gehen Andi Valandi & Band aufs Ganze – und ins Detail: Für die schöne Welt und das fette Glück müssen schließlich die Verhältnisse ins Wanken gebracht werden – Rebellion ist Phase – aber „draußen in der Natur und ein kleines bisschen Wein“ tut es wahlweise auch. Mit der neuen Scheibe will die Band wieder pornomäßig abgehen und ist bereit, alles zu geben, außer der Katze. Popmusik is nich so cool, Müßiggang ist Gold. Und als kleiner Rat im Vorhinein: Lass den Kopf nicht hängen!

Rezension

“… greift das Trio, das bei einigen Songs von Gastmusiker/innen unterstützt wird, überwiegend auf Strukturen des Blues, Jazz, Soul und Funk zurück, die auf stimmige Weise mit einigen Punk-typischen Elementen ergänzt werden. Dies ergibt ein ungewöhnliches Gemisch aus mitunter rasantem Tempo, einem durchweg rotzigen Sound und – in einigen Songs – radikalen, kreativen Stilbrüchen. Darin fügt sich Valandis irgendwo zwischen Rio Reiser, Stephan Remmler und Udo Lindenberg angesiedelter Gesang bestens ein. Die durchweg deutschen Texte sind mal nachdenklich, bisweilen gesellschaftskritisch, nicht selten selbstironisch, oft ungehobelt und mit Bekenntnissen zur frei gewählten Arbeitslosigkeit und zum Linksversifftsein auch ein Statement gegen gutbürgerliche Ideale. Entsprechend ist das Album auch alles andere als leicht bekömmliche Durchschnittskost. Wer jedoch neben Blues auch Punk schätzt oder einfach nur ein anarchischer Freigeist ist, könnte sich von “Arbeitslose Pornokatzen” sehr gut unterhalten fühlen.”

(Bewertung: “hervorragend”, Magazin bluesnews, Oktober 2021)